HobbyfotografInnen ab 16 Jahren und ProfifotografInnen konnten für den
Fotowettbewerb im Rahmen der großen Wechselausstellung RUDOLF HOLTAPPEL – Die Zukunft hat schon begonnen
im Schloss Oberhausen Arbeiten einreichen, die sich mit dem Thema „Heimat“ beschäftigen.
Die FotografInnen sollten ihre ganz persönliche Definition von „Heimat“ im Bild zeigen: „Was ist für dich „Heimat“, wenn du durch die Straßen deiner Stadt ziehst? Die Bude an der Ecke, die Nachbarin an der Tür, dein morgendlicher Blick beim Frühstück aus dem Fenster? Welchen Ausschnitt, Standpunkt und Blickwinkel wählst du, um deine Botschaft zu vermitteln? Erlaubt ist alles von nüchtern und dokumentarisch bis zu experimentell und originell. Zeig´ uns deinen Blick auf die Welt!“
Sera Demiral, 17 Jahre alt und Schülerin der Jahrgangsstufe Q2 am Abtei-Gymnasium erlangte den 2. Platz.
Hier die lange Version der Jurybegründung veröffentlich von der Presse- und Öffentlichkeitsvolontärin Karoline Seck, Ludwigsgalerie Schloss Oberhausen:
Heimat muss nicht immer dem romantisierten Ideal einer perfekten Idylle entsprechen oder idealisiert abgelichtet werden. Gerade in einer Region wie dem Ruhrgebiet lebt der Begriff auch vom Verfall, um früher oder später etwas Neues aufblühen zu lassen. In diesem Schmelztiegel lebt Arm und Reich, Alt und Jung zusammen, wo auch der vernachlässigte Zustand eines verfallenen Gebäudes einer gewissen Ästhetik würdig ist und zum Leben der Einwohner dazugehört.
Die Bildautorin unseres zweiten Platzes hält in der Fotoserie „Where Scrufiness meets Nature“ Orte in ihrer Heimatstadt Duisburg fest, z.B. auf ihrem Schulweg im Stadtteil Marxloh. „Das morbide Verfallene“, so steht es in der Beschreibung des Bildes, „steht in der Serie, dargestellt durch Rost […] und der zerfledderten Markise im Vordergrund“. Auf dem Bild ist ein, offensichtlich schon seit Jahren geschlossenes, Haarstudio zu sehen. Die Hausfassade ist mittig ins Bild gesetzt, davor parkt ein älterer, dunkelgrüner Kleinwagen. Die Symmetrie wird durch die sich links befindenden, geschlossenen und schiefen Rolladen aufgebrochen, was dem Bild Lebendigkeit gibt. Der obere Teil der Fassade über der löchrigen Markise wird durch die Sonne hell angestrahlt und verleiht dem abgebildeten Verfall eine gewisse Leuchtkraft und vermittelt dadurch Optimismus.
Der Jury war diese sehr ehrliche, direkte Darstellung der Heimat der Fotografin von Anfang an sympathisch und vor allem empfand sie sie als authentisch. Authentizität, so die Auffassung der Jury, sollte ein Hauptbestandteil der Heimat sein und deshalb gebührt Sera Demiral der zweite Platz.
Die besten Fotografien sind zurzeit in der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen vom 16. August bis zum 6. September 2020 im Rahmen der Ausstellung RUDOLF HOLTAPPEL zu sehen.