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Lehreraustausch - Lola Fernandèz am Abtei-Gymnasium

Anläßlich ihres Aufenthaltes im Rahmen des pädagogischen Kulturaustausches der KMK in Madrid (März/April 2019) lernte Katharina Middendorf Frau Lola Fernández kennen. Zu der Zeit plante Frau Fernández bereits ihren Aufenthalt in Deutschland – hatte jedoch noch keine deutsche Schule gefunden. Das Abtei-Gymnasium lud daraufhin Frau Fernández im Sommer zu einem Aufenthalt an unserer Schule ein. Vom 10. bis 21. Februar 2020 unterrichtete Frau Fernández an unserer Schule Spanisch und hospitierte in anderern Fremdsprachen. Zum Abschluss ihres Aufenthaltes am Abtei – Gymnasium führte Frau Middendorf noch vor ihrer Rückreise nach Madrid am 21. Februar 2020 ein Gespräch mit Lola Fernández.

 

Katharina Middendorf: Du bist Deutschlehrerin in Madrid an der EOI und hast am Abtei – Gymnasium Spanisch unterrichtet: wie ist es dir dabei ergangen?

Lola Fernández: An unseren Sprachschulen, der EOI, sind die Schüler sehr unterschiedlich. Wir haben es mit heterogenen Lerngruppen zutun: da sind Schüler, Gymnasiasten, Studenten, Berufstätige,… und alle lernen zusammen in einer Gruppe eine Fremdsprache. Die Teilnahme ist freiwillig, es besteht also keine Unterrichtspflicht. Zu uns kommen Menschen, die eine zweite oder dritte Fremdsprache erlernen, oder die ihre Sprachkenntnisse verbessern wollen. Sie haben großes Interesse und sind hoch motiviert. Wir haben also keine pädagogischen Herausforderungen in dem Sinne, dass wir die Schüler zur Ruhe ermahnen müssten, oder dass sie sich diszipliniert verhalten müssen,- für die Lehrer also eine fantastische Ausgangssituation für die Unterrichtsatmosphäre – das gilt zumindest für Deutsch als Fremdsprache. Bei Englisch ist das anders: jeder in Spanien muss Englisch können, das ist Pflicht und das macht sich im Unterricht bemerkbar.

Aus diesen Gründen war es für mich eine Herausforderung, am Abtei-Gymnasium mit Kindern oder mit jungen Erwachsenen zu arbeiten, sie zu motivieren und ihr Interesse für Spanisch und für die spanische Kultur zu wecken. Außerdem haben einige Klassen eine für mich doch sehr große Zahl von Schülern; unsere Lerngruppen sind vergleichsweise kleiner. Aber es hat mir trotzdem sehr viel Spaß gemacht und ich glaube, die Schüler konnten auch von meinen Stunden profitieren.

Alle Spanischlehrerinnen waren sehr nett und fanden es toll, dass ich ein bisschen “spanische Realität” in die Klassenräume bringen konnte und auch, dass die Schüler die Möglichkeit hatten, mit einer Muttersprachlerin sprechen und Fragen stellen konnten. Ich fand die Schüler auch ganz sympathisch und zum Teil auch sehr an Spanisch interessiert.

 

KM: Du hast in anderen Fremdsprachen Unterricht hospitiert: erzähle uns von deinen Erfahrungen?

LF: Ich würde sagen, dass der Fremdsprachenunterricht vergleichbar ist; ich habe keine großen Unterschiede in der Methodologie oder Didaktik feststellen können. Wir alle arbeiten mit sehr guten Büchern. Was mir jedoch aufgefallen ist, dass die Unterrichtsräume noch nicht vollkommen digitalisiert sind – wir haben im Kollegium darüber gesprochen – ihr seid da noch in einer Umbruchphase und ich denke, dass das vergleichbar mit der Situation in den spanischen Gymnasien ist – auch hier ist das noch im Prozess, Beamer und Internetanschluss sind in fast jedem Klassenraum, Whiteboards aber nicht überall. Bei uns in den Sprachenschulen der EOI ist das anders: wir sind voll digitalisiert und das schon seit langem und ich kann es mir auch nicht anders vorstellen. Deshalb war es für mich auch ein bisschen schwierig ohne Digitaltafel zu unterrichten, da ich gewöhnt bin, eine visuelle Unterstützung im Unterricht zu haben.

Auf der Schülerebene habe ich festgestellt, dass alles hier augenscheinlich etwas langsamer vonstatten geht; jedoch wird von den Schülern erwartet, dass sie “denken”, dass sie reflektieren, dass sie kritisch sind und ihre Kritik auch äußern, dass sie argumentieren, ja, und bei uns – ich meine jetzt an den spanischen Gymnasien - geht das Lernen zwar irgendwie schneller: man muss aber auch viel auswendig lernen. Und da gibt es schon Unterschiede und das hat mir sehr gut gefallen, vor allem, was ich im Englischunterricht in der Oberstufe mitbekommen habe: die Schüler wußten sich sehr gut auszudrücken und haben sich ganz besonders am Unterricht beteiligt. Das hat mich beeindruckt!

 

KM: Wie bist du mit dem Kollegium klar gekommen? – immerhin arbeitet ihr an der EOI in kleineren Teams…

LF: Das Kollegium an eurer Schule: super! Also, alle waren bereit und einverstanden damit, dass ich im Unterricht hospitiere. So hatte ich die Möglichkeit, einen Einblick in viele unterschiedliche Unterrichtsfächer zu bekommen; Französisch, Englisch und Deutsch in der Oberstufe – das war sehr interessant, aber auch der Unterricht in den Internationalen Klassen, in denen viele Zuwanderer am Unterricht teilnehmen. Und ich finde das gut, wie das hier in Deutschland in den Schulen organisiert wird. Das läuft anders als bei uns – dennoch haben wir die gleiche Herausforderung: viele können kaum oder gar nicht Spanisch und dann gibt es noch große kulturelle Unterschiede. All das war halt sehr interessant für mich. Und die Athmosphäre im Kollegium finde ich ziemlich gut. Wenn ich das mit den Offiziellen Sprachenschulen vergleiche (EOI), ist es schon bei euch interessanter, weil es in einem Gymnasium viele unterschiedliche Fächer gibt, sodass die Konversationsthemen in den Pausen auch immer wieder anders sind; ihr könnt euch auch über Inhalte aus dem Politik- und Geschichtsunterricht z.B. austauschen und bei uns in den Sprachenschulen dreht sich alles halt eben immer nur um Fremdsprachen und sonst nichts – wir sind eben alle “nur” Fremdsprachenlehrer.

 

KM: Schildere kurz deine Eindrücke vom Ruhrgebiet.

LF: Also diese Region ist sehr neu für mich. Ich war bislang immer in Süddeutschland, in München, Stuttgart oder im Norden: Hamburg, Berlin, also immer in großen und auch touristisch gepgrägten Städten. Und das Ruhrgebiet… ich finde die Menschen hier sehr nett, offen, sympathisch, angenehm und der Strukturwandel…: alles bleibt ein bisschen erhalten, so wie es früher war, als historische Referenz. Das, was ich beobachtet habe ist, dass nicht so viel zerstört wird – bestes Beispiel: Landschaftspark Nord – das ist äußerst interessant! Den Innenhafen in Duisburg fand ich auch super, da, wo so viele Lager waren, ist heute ein Ort für jeden, für Kultur und Erholung. Oder die Skulptur “Tiger und Turtle”…Ich hatte auch die Gelegenheit mit Frau Middendorf Wuppertal zu besuchen, eine Industriestadt mit viel Charme und mit der wundervollen Schwebebahn, auch eine Struktur, die nicht ersetzt sondern erhalten wird. Ich finde es super. Zusammen konnten wir auch Köln besuchen und den Karneval erleben, auch etwas neues für mich, sehr interessant und lustig… Ja, und ich möchte mich für all die Erfahrungen, die ich hier machen konnte, bei allen bedanken!

 

KM: Lola, das Abtei-Gymnasium bedankt sich für deine Zeit mit uns hier! Die Begegnung mit dir bleibt für die Schülerinnen und Schüler und für das gesamte Kollegium unvergesslich!

Muchas gracias y hasta la vista!

EOI Kollegin Lola Fernández López

Ich heiße Lola Fernández López. Ich bin – vor langer Zeit - in Madrid geboren und außer meiner Aufenthalte in Deutschland habe ich immer hier gewohnt und gearbeitet.

Während meines Germanistikstudiums in der Universidad Complutense in Madrid war ich drei Jahre in Deutschland: zunächst zwei Jahre in München und dann ein Jahr in Esslingen am Neckar wo ich als Sprachassistentin an einer deutschen Schule gearbeitet habe. Und das war auch die Zeit, in der ich mich in euer Land verliebt habe.

Nach meiner Zeit in Esslingen und meiner Arbeit bei Siemens fing ich als Deutschlehrerin in der Escuela Oficial de Idiomas (EOI) in Madrid an und in dieser Sprachenschule bin ich jetzt seit über 25 Jahren, davon war ich 12 Jahre selbst Schulleiterin.

Ich bin verheiratet und Mutter zweier Jungs von 13 Jahren. Mit uns lebt ein Boxer namens Byron. Wir reisen gerne; uns gefällt es, neue Orte und Länder zu endecken. In meiner Freizeit gehe ich gerne ins Kino, lese und verbringe Zeit mit Freunden.

Ich freue mich darauf, bei euch in Duisburg, am Abtei-Gymnasium, zu sein und die Möglichkeit zu haben, euch etwas von meiner Kultur und meiner Sprache zu vermitteln und hoffe, dass es für uns alle eine fruchtbare Zeit wird! ¡Hasta muy pronto!