Das Christentum ist aus dem Judentum hervorgegangen. Damit hat es seine Wurzel in einem Volk, das von seinen Anfängen her durch die Erfahrung geprägt ist, dass die Welt und das Leben gerade nicht jener Heilszustand ist, der uns durch frühkindliche Erfahrungen in die Anfänge unseres Lebens scheint: „Weshalb nur kamen Knie mir entgegen, wozu Brüste, dass ich daran trank?" (Hiob 3,12). Gerade im Alten Testament bezeugt die biblische Tradition einen Glauben, der die Erfahrung des Bösen, von Leid und Unheil in sich aufgenommen hat und daran immer wieder neu gewachsen ist. Und für den Christen erfährt diese Wechselseitigkeit, in der Unheilserfahrung und Heilshoffung einander herausfordern, im Kreuz des Juden Jesus eine spezifische Zuspitzung: Derjenige, der ein zersprengtes Judentum sammeln und einen wollte, wird seinerseits ausgegrenzt und hingerichtet, von Gott aber durch die Auferstehung noch im Scheitern bestätigt.
Ein Religionsunterricht, der dazu befähigt, das Leben, die Geschichte und die Welt im Lichte der christlichen Tradition zu deuten, bezieht sich auf Erfahrungen, die jedem Menschen zugänglich sind: von Heil und Unheil, Glück und Scheitern, Einheit und Differenz Aus diesem Grund - und nicht nur weil wir eine Schule in kirchlicher Trägerschaft sind - ist die Teilnahme am Religionsunterricht in allen Jahrgangsstufen verpflichtend.