Für die Tradition des christlichen Glaubens trifft zu, was für jede Tradition gilt: Sie ist lebendig und entwickelt sich im Dialog und im Austausch mit der jeweiligen Gegenwart. Vergangenes wird dabei in Frage gestellt und will neu angeeignet werden. Aber auch die Gegenwart muss sich solcher Befragung im Lichte der kirchlichen Tradition stellen. Der in kirchlicher Verantwortung erteilte Religionsunterricht stellt in diesem Sinne den primären Ort desjenigen Dialoges von Kirche und Welt dar, den das II. Vatikanische Konzil einst gefordert hat. Das setzt voraus, dass einerseits der Religionslehrer innenperspektivisch als Glaubender in dieser Tradition steht, er andererseits aber auch als Theologe über die Fähigkeit verfügt, seinen Glauben und dessen Tradition aus einer Außenperspektive rational zu befragen und als solchen zur Diskussion zu stellen.